Historie
Die Anfänge
1836-1932
Am 6. November 1836 fassten drei junge Studenten der Friedrichs-Universität Halle, namentlich Ruge, Reitzenstein und Hildebrand, die Idee, mit gleichgesinnten Kommilitonen ein Corps zu stiften. Angelehnt an den Staat Preußen, dessen Tugenden sie achteten und in dessen Territorien die Hallenser Universität beheimatet war, beschlossen sie, dass ihr Corps Borussia heißen sollte. Zur Feier des Tages ritt Reitzenstein daraufhin zu seinem Gut, erlegte ein Reh und man zelebrierte die Konstitution im Gasthof „Drei Schwäne“ bei einem feierlichen Rehessen. Durch gute Kontakte zu den Lehrenden der Universität und durch ihr schneidiges Auftreten, genossen die Preußen ein hohes Ansehen unter den Hallenser Studenten. Die Angehörigen des Corps erhielten wenige Jahre nach der Stiftung eine Einladung, den preußischen König in Berlin zu besuchen.
Im November 1887 konnte Borussia ihr erstes Corpshaus erwerben. Das Leben darin war aufgrund steigender Mitgliederzahlen rasch ziemlich beengt, und da mit der Zeit das Corps auch an Finanzkraft gewann, wurde der Bau eines neuen Corpshauses beschlossen. Dies wurde in der Burgstrasse 41 errichtet und am 3. August 1906, anlässlich der Feierlichkeiten des 70jährigen Stiftungsfestes, eingeweiht. Auch nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges blieb Borussia dort bestehen, und selbst die Universität setzte in den Kriegsjahren ihren Lehrbetrieb fort. Nach dem Krieg nahmen die heimgekehrten Soldaten ihr Studium wieder auf.
Auflösung während des NS-Regimes
1933–1945
Borussia ist, zusammen mit Suevia München, eines der zwei im Kösener verbliebenen Corps, die sich entgegen der Forderung des nationalsozialistischen Regimes weigerten, „nichtarisch versippte“ Corpsbrüder aus der Gemeinschaft auszuschließen. Das Corps zog es vor, sich daraufhin am 12. Juni 1934 auflösen, weil es mit seinen selbstgesetzten Prinzipien der Toleranz und des freien Denkens nicht vereinbar war, Corpsbrüdern die geschworene Treue zu brechen. Auch alle anderen Corps, die dem Druck der Nazionalsozialisten nachgaben, mussten wenig später ebenfalls suspendieren. Die jüdischen Corpsbrüder, denen Borussia die Treue hielt, vermachten uns aus Dankbarkeit und in Anbetracht ihrer erzwungenen Immigration Möbelgarnituren, welche noch heute Borussias Corpshaus zieren und eines der wohl andächtigsten Stücke greifbarer Geschichte darstellen, welche uns erhalten geblieben ist.
„Wir haben uns erneut entschlossen, den Schimpf der Treulosigkeit nicht auf unser Corps und auf uns fallen zu lassen. Die Folgen werden wir zu tragen wissen. Wir sind zu stolz, um in diesen, für die ehrwürdige Geschichte unseres Corps entscheidenden Stunden, zu Ausflüchten und Scheinmanövern unsere Zuflucht zu nehmen und unschuldige Corpsbrüder zu exkludieren. Wir ziehen es vor, offen und freimütig zu handeln, wie unsere Pflicht und unsere Ehre es gebieten.“
Nachkriegszeit – Exil in Mainz
1955–1991
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde Borussias Corpshaus von der sowjetischen Regierung, in deren Besatzungszone Halle lag, enteignet. Das Corpshaus wurde Volkseigentum. In der DDR waren studentische Korporationen, wie viele andere Organisationen des westlichen Vereinsrechts, verboten. Eine Rückkehr in die angestammte Heimat war nach dem Kriegsende also undenkbar geworden. Es geschah zu Marburg, im September 1955, dass die in Westdeutschland lebenden Corpsbrüder beschlossen, Borussia in Mainz zu rekonstituieren. So wurde die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ab dem Wintersemester 1955/56 Borussias neue Heimat.
Hallenser Heimat
– Rückkehr nach der Wiedervereinigung
1991–heute